Ein beleuchteter Garten ist wunderschön. Das finden aber nur Menschen. Insekten und andere Tiere werden durch die Dauerbeleuchtung gestört. Deshalb sollten wir nachts einfach das Licht löschen.
Wildblumen, Kräuter und andere Pflanzen locken Insekten in die Gärten. Viele sind längst artenreich und bunt geworden. Theoretisch ein paradiesischer Ort für Tiere. Wäre da nicht die Nacht. Denn wer seinen Garten liebt, der sorgt sich nicht nur um Tiere, sondern der beleuchtet auch gern seine hübsche Terrasse. Es gibt Strahler, die bis hoch in die Bäume reichen und Solarlampen, die am Wegesrand und in den Beeten leuchten. „Das ist hübsch, aber für Nachttiere höchst störend“, erklärt Manuel Philipp. Der Physiker und Astronom hat das Lichtschutzgebiet ‚Winkelmoosalm‘ begründet und kennt sich mit den schädlichen Auswirkungen von Licht bestens aus.
Gärten sind ökologische Kleinode. Aber mit Licht macht man nachts einen Teil dessen, was man tagsüber geschaffen hat, wieder kaputt.
Das Problem ist, dass die meisten Insekten, die nachts unterwegs sind – und das sind etwa 60 Prozent aller Insekten – Bestäuber sind. Sie bestäuben beispielsweise unsere Obstbäume. Werden sie durch Licht dezimiert, wird weniger bestäubt. Die Formel ist einfach: Mehr Licht – weniger Früchte.
Aber nicht nur nachtaktive Insekten leiden. Auch die tagaktiven Insekten, die nachts schlafen wollen, können nicht zur Ruhe kommen. Es ist für sie, als bekämen wir in unser Schlafzimmer eine Lampe gehängt. Die Insekten können sich dagegen nicht wehren.
Welche Beleuchtung für den Garten?
Gibt es überhaupt Beleuchtung für den Garten, die für Insekten okay ist? „Nein“, sagt Manuel Philipp. „Die Natur hat kein Licht vorgesehen. Nachts ist es dunkel.“
Aber natürlich brauchen Gärtner Licht: Um gemütlich abends zu sitzen, um den Weg zu finden und im Dunklen nicht zu stolpern. Das kleinstmögliche Übel ist dann gelbliches Licht. Und das sollte möglichst nach unten leuchten. Solarleuchten strahlen meist zur Seite und nach oben ab. Das hilft Gärtnern nicht, den Weg zu finden. Denn Licht, das nach oben geht, blendet sogar eher. Nach unten leuchtende Lampen funktionieren als Lichtpunkte genauso gut und erleuchten den Weg sogar besser.
DEN GARTEN GESTALTEN
Mehr Sicherheit durch Licht im Garten
Die Lichttemperatur sollte unter 3.000, besser sogar unter 2.700 Kelvin liegen. Das entspricht einem gelb-orangefarbenen Licht. Alles, was weiß oder gar bläulich ist, zieht die Insekten magisch an. Außerdem gilt: Möglichst schwach, möglichst nach unten, möglichst gelblich – wenn denn Licht gebraucht wird, ist das die beste Variante.
Gartenbesitzer sollten sich immer fragen: Brauche ich es an dieser Stelle? Brauche ich vier oder fünf Lampen oder reicht vielleicht auch eine? Wichtig: Nicht auf Dauerlicht stellen! Besonders problematisch sind Solarleuchten, die sich während des Tages aufladen und nachts vor sich hin leuchten. Manche haben Bewegungsmelder und leuchten nur bei Bedarf. Alle anderen sollten raus aus dem Garten oder mit Zeitschaltuhren gesteuert werden. „Jeder löscht das Licht, wenn es ins Bett geht. Das sollte man im Garten genauso machen“, sagt der Experte für Lichtverschmutzung.
Aber die Aussagen gelten nur, wenn alle Schäden zusammengerechnet werden. Es gibt immer Tiere, die Probleme mit bestimmtem Licht haben. Glühwürmchen werden zum Beispiel stark von gelbem Licht irritiert.
«Jeder löscht das Licht, wenn es ins Bett geht. Das sollte man im Garten genauso machen»
von Annett Zündorf, MDR Garten